Reflection on Reflection: Eine Retro für mich selbst
- & meanwhile
- 12. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Reflexion ist kein neues Konzept. Schon Marcus Aurelius schrieb in seinen Meditationen Gedanken nieder, die nie zur Veröffentlichung gedacht waren, sondern allein zur eigenen Klärung. Seine Notizen waren keine öffentlichen Statements, sondern ein inneres Gespräch, das sich über Jahre hinweg fortsetzte. Eine Art Selbst-Retrospektive, wieder und wieder. Reflexion als Haltung, weniger als Methode.
In der heutigen Arbeitswelt begegnen wir Reflexion oft in strukturierter Form – zum Beispiel als Retrospektive im Rahmen agiler Prozesse. Teams setzen sich regelmäßig zusammen, um gemeinsam zu schauen: Was lief gut? Was lief nicht gut? Was lernen wir daraus? Die Retro ist dabei kein Kritikforum, sondern ein sicherer Raum für kontinuierliches Lernen.
Doch wie steht es um die Retro für uns selbst?
Persönliche Reflexion im Arbeitskontext
Viele von uns leben in einem beruflichen Umfeld, das ständige Entwicklung und Anpassung fordert. Wir sprechen über Performance, Fortschritt, Ziele, aber selten über die Denkweise, mit der wir all das begleiten. Die klassische Team-Retro bietet eine klare Struktur: Ereignisse auswerten, Muster erkennen, Maßnahmen ableiten. Doch welches Prinzip dient für das eigene Denken und Handeln?
Selbst-Reflexion muss kein vager Begriff sein. Sie lässt sich konkret und wiederholbar gestalten sowie wie ein persönliches Check-in mit sich selbst. Eine bewusste Haltung zur eigenen Entwicklung.
Eine Retro für mich selbst – so könnte sie aussehen
Tägliche Mini-Retros (5 Minuten am Tagesende)
Ein kurzes Innehalten hilft, Erfahrungen nicht einfach vorbeiziehen zu lassen. Diese Fragen sind ein guter Start:
Was war heute mein Highlight?
Wo bin ich an meine Grenze gekommen?
Habe ich heute nach meinen Werten gehandelt?
Wöchentliche Selbst-Retro (15–30 Minuten, z. B. Freitagmittag)
Ein Moment der Sammlung, um Muster zu erkennen und zu reflektieren, was bleibt:
Was habe ich in dieser Woche gelernt?
Was war besonders herausfordernd – und warum?
Was möchte ich bewusst anders machen?
Monatliche Meta-Reflexion (30–45 Minuten, Monatsende)
Ein Blick auf das größere Ganze. Nutze deine Notizen, Journale oder Reflexionsfragen aus der Vergangenheit:
Welche Themen tauchen immer wieder auf?
Wo sehe ich Fortschritt – und wo bleibe ich stehen?
Welche (vielleicht stillen) Erfolge gab es?
Klarheit kommt selten von selbst. Reflexion ist ein Akt der Selbstverantwortung und des Sortierens. Sie hilft uns, nicht nur zu reagieren, sondern bewusst zu gestalten - unser Handeln, unsere Entscheidungen, unsere Haltung. Marcus Aurelius hatte keinen Workshopkalender, keine Feedbackformate, kein OKR-Review. Er hatte seine Gedanken. Und die Disziplin, regelmäßig hinzuschauen. Vielleicht ist das auch für uns heute aktueller denn je.




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