Wenn Organisationen die Rolle von "Skalierungsmaschinen" einnehmen und was dahinterstehende Effizienzmechanismen für die Innovation bedeutet.
Die Vorstellung, dass Dinge zunächst im Kleinen funktionieren und einen Wert haben sollten, bevor sie skaliert werden, steht im Gegensatz zu der weit verbreiteten Annahme, dass schnelles und großflächiges Wachstum der einzig wahre Weg zum Erfolg ist.
Wolf Lotter hebt hervor (Die Gestörten), dass durch die vorherrschende Skalierungseuphorie oft "Skalierungs- und Ordnungsmaschinen" entstehen, die zwar Effizienz und Wachstum fördern, aber auch das Risiko bergen, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu verlieren. Diese Kritik erinnert an die Rolle der Uhr in der industriellen Revolution als Instrument zur Synchronisation und Messung von Arbeit. Die Uhr ermöglichte es, Arbeitsabläufe zu standardisieren und zu optimieren, führte aber auch zu einer rigideren Strukturierung des Arbeitslebens und einer Entfremdung des Menschen von natürlichen Rhythmen.
In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die Betonung der Skalierung und Effizienz, ohne die Grundlagen und die Anpassungsfähigkeit an lokale Bedingungen zu berücksichtigen, zu Systemen führen kann, die zwar groß und leistungsfähig, aber auch starr und anfällig für Störungen sind.
Können ausgewogene Ansätze, die sowohl Skalierung als auch Flexibilität berücksichtigen, zu nachhaltigerem und stabilerem Erfolg führen?
Die traditionelle Vorstellung von "Zeit gegen Geld" reflektiert ein Arbeitsmodell, das auf physischer Anwesenheit, Stundenanzahl und sichtbarer Produktivität basiert. Es impliziert, dass der Wert von Mitarbeitenden durch die Zeit gemessen wird, die er / sie für Arbeit aufwendet, und nicht unbedingt durch die Qualität oder Innovationskraft der eigenen Beiträge. Dieses Modell stößt vor allem an seine Grenzen, wenn es um die Generierung von Ideen und kreativen Lösungen geht, die nicht an feste Zeitpläne oder Orte gebunden sind.
Agility at scale
Die Einführung agiler Systeme zielt eigentlich darauf ab, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in Organisationen zu erhöhen, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können und die Kreativität sowie Innovation zu fördern. Agile Praktiken wie Scrum, Kanban und Lean Development bieten Rahmenwerke, die Teams helfen sollen, effektiver zusammenzuarbeiten, indem sie iteratives Vorgehen, kontinuierliches Feedback und Selbstorganisation priorisieren.
Jedoch kann die Skalierung agiler Systeme auf größere Organisationen oder komplexere Projekte zu Herausforderungen führen. Während agile Praktiken in kleinen Teams oder Projekten die Flexibilität und Schnelligkeit fördern können, besteht bei der Anwendung "at scale" das Risiko, dass die ursprünglichen Prinzipien der Agilität – Individualität, Kreativität und Flexibilität – zugunsten von Effizienz und Messbarkeit in den Hintergrund treten. In solchen Fällen können agile Systeme paradoxerweise zu dem werden, was sie eigentlich vermeiden wollten:
…zu starren, effizienzgetriebenen "Maschinen"
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken kommen zum Beispiel Innovationssprints ins Spiel. Innovationssprints in das Arbeitsumfeld einzuführen, ist ein Versuch, innerhalb strukturierter Rahmen einen Raum für Kreativität und Innovation zu schaffen. Diese Sprints sind spezielle Zeiträume, die bewusst von der regulären Arbeit abgetrennt werden, um Teams die Möglichkeit zu geben, sich auf die Entwicklung neuer Ideen, Produkte oder Prozesse zu konzentrieren. Sie basieren auf der Annahme, dass Innovation nicht immer organisch im Tagesgeschäft entsteht, besonders in Umgebungen, die stark auf Effizienz und die Erledigung des Backlogs ausgerichtet sind.
Allerdings offenbart die Bedingung – Innovationssprints nur dann durchzuführen, wenn im Backlog nicht zu viele andere Aufgaben liegen – eine grundlegende Herausforderung in der Integration von Innovation in die reguläre Arbeitskultur. Dieser Ansatz kann unbeabsichtigt die Botschaft vermitteln, dass Innovation zweitrangig ist, etwas, das nur dann Beachtung findet, wenn genügend Zeit übrig ist, nachdem die "wichtigen" Aufgaben erledigt wurden. Eine solche Einstellung kann die Kreativität und Motivation der Mitarbeitenden einschränken und die Entwicklung von wirklich disruptiven oder innovativen Ideen behindern.
Wie können wir Innovation weniger als separate Aktivität sehen, die nur bei Verfügbarkeit von Zeit durchgeführt wird, und mehr als kontinuierlicher und wesentlicher Bestandteil der täglichen Arbeit?
Evolutionäre Organisationen
Die Vorstellung eines Unternehmens oder einer Organisation als ein wachsendes, evolutionäres Ökosystem bietet eine kraftvolle Perspektive auf die Art und Weise, wie Arbeit und Innovation gestaltet werden können. In einem solchen Modell wird der Beitrag jedes Einzelnen – geprägt durch individuelle Fähigkeiten, Erfahrungen und Perspektiven – als essentiell für die Entwicklung und das Wachstum des Gesamtsystems angesehen. Dieser Ansatz erkennt an, dass die Vielfalt der Kompetenzen und die Einzigartigkeit jedes Teammitglieds das kollektive "Wir" bereichern und formen.
Ein evolutionäres Ökosystem ist niemals statisch; es passt sich kontinuierlich an neue Herausforderungen, Chancen und Mitglieder an. Diese Flexibilität ermöglicht es dem System, sich zu entwickeln und zu wachsen, indem es von den individuellen Beiträgen und dem Kollektiv lernt.
Die Verbindung (das "&") zwischen Ideen, Menschen, Produkten und Teams in einem ganzheitlichen Ansatz betont, dass der Erfolg und die Innovation des Ökosystems von der synergetischen Zusammenarbeit aller seiner Teile abhängen. In einem evolutionären Ökosystem entwickeln sich Individuen und das Gesamtsystem gemeinsam weiter.
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